Ursuppe

Als ich Ursuppe kennenlernte, musste ich schon bei der Spielidee lachen. Man stelle sich vor, man besitzt einen Amöbenstamm, der vor zig Millionen von Jahren existierte und in der Ursuppe herum schwamm. Die Ursuppe schwappte hin und her und die Amöben entwickelten sich weiter (nun so ist der Lauf der Natur). Die Gene der Amöben veränderten sich und damit auch die Amöben selbst. Aber auch damals herrschte schon Ozon und konnte so Mutationen auslösen, die die Genveränderungen rückgängig machten.
Ein nackter Kampf ums Überleben!

Wenn man das Spiel auspackt bemerkt man, dass das ganze Material aus robustem Holz, Ton und Karton besteht. Die Amöbenfiguren bestehen aus einer Holzscheibe mit einem Loch in der Mitte und einem Holzstäbchen. Leider ist mir hier beim Zusammenstecken eine Scheibe gebrochen. Ich habe die Holzscheibe einfach zusammen geklebt und sie ist seitdem normal einsatzfähig.
Darum ist beim Zusammenstecken Vorsicht geboten.

Bei der Spielvorbereitung benötigt man etwas Zeit alle Spielmaterialien zu verteilen und zu sortieren. Jeder Spieler erhält seine Amöben, seinen Setzstein, seine Nährstoffe in seiner Farbe und 4 Biopunkte.
In jedes Ursuppenfeld kommt von jeder Farbe je ein Nährstoffstein hinein.
Die Umweltkarten werden gemischt, die oberste Karte aufgedeckt und auf die Windrose in die Spielmitte gelegt.
Die Umweltkarten besitzen die Schwapprichtung der Ursuppe mit Würfelsymbolen und dem aktuellen Ozonwert.
Die Spieler setzen je eine Amöbe mit einem Schadenspunkt und eine ohne Schadenspunkt auf ein freies Ursuppenfeld.

Es gibt 6 Phasen, die reihum abgehandelt werden.
  • 1. Bewegen und Fressen: Die Amöben können sich treiben lassen oder aus eigener Kraft bewegen. Das selbstständige bewegen kostet einen Biopunkt. Der Spieler würfelt und bewegt die Amöbe in die abgebildete Richtung, wo sich die entsprechende Würfelzahl auf der Windrose befindet. Bei einer 6 darf frei gewählt werden.
    Dann frisst die Amöbe Nährstoffe, wenn sie sie fressen kann. Es werden immer je ein Nährstoff der anderen Spielerfarben gefressen und zwei eigene Nährstoffe ausgeschieden. Befindet sich z. B. kein Nährstoff eines anderen Spieler auf dem Feld, dann erleidet die Amöbe einen Schadenspunkt und scheidet auch nichts aus.

  • 2. Umwelt und Gendefekte: Da im Laufe des Spiels Genkarten gekauft werden können, die die Amöben schneller, aggressiver, sparsamer usw. macht. Jede Genkarte besitzt eine unterschiedliche Ozonempfindlichkeit, die jetzt überprüft wird, da sich der Ozonwerte mit jeder Umweltkarte ändert.
    Die Spieler errechnen ihre Ozonempfindlichkeit. Ist der Wert unter dem Ozonwert, passiert nichts.
    Bei Überschreitung des Wertes müssen die Spieler entweder die Differenz in Biopunkten zahlen oder eine Genkarte(n) mit diesem Wert (oder höher) zurück geben. Danach wird eine neue Umweltkarte auf die Windrose gelegt.

  • 3. Neue Gene: Jetzt dürfen neue Genkarten erworben werden. Dazu besitzt jeder Spieler eine Kurzübersicht mit allen Genen, ihrer Funktion, ihrem Kaufwert, ihrem Ozonwert und wie oft es diese Genkarte gibt.
    Beispiele: Intelligenz, Bewegung, Sporen, Klammern, Ersatzkost, Lebenserwartung, Teilungsrate, Parasitismus, Strahlenschutz usw.

  • 4. Zellteilung: Die Spieler erhalten 10 Biopunkte. Die Spieler dürfen in dieser Phase ihre Amöben vermehren. Dafür muss pro Amöbe 6 Biopunkte gezahlt werden und die neuen Amöben müssen in ein benachbartes Feld gestellt werden.

  • 5. Todesfälle: Amöben, die 2 oder mehr Schadenspunkte haben, sterben und müssen vom Spielplan genommen werden. Eine gestorbene Amöbe zerlegt sich. Daher werden je ein Nährstoff jeder Spielerfarbe (auch der eigenen) auf das Feld der verstorbenen Amöbe gelegt. Das heißt, es bietet sich neuer Nährstoff für die Überlendenden an.

  • 6. Wertung: Amöben und Genkarten bringen Punkte, da das Spielziel ist, auf der Zählleiste in die Zielzone zu gelangen. Daher versuchen die Spieler, ihrer Strategie entsprechend, möglichst viele Amöben auf den Spielplan zu bringen bzw. Genkarten zu erwerben.

Das Spielziel ist, mit seinem Spielstein in die Zielzone zu gelangen. Der Spieler dessen Stein am weitesten vorne in der Zielzone befindet hat gewonnen.


Spieletester

26.02.2009

Fazit

Ich muss zugeben, dass ich prinzipiell ein großer Fan von Doris & Frank Spiele bin. Aber von den vielen Spielen, die sie heraus gebracht haben, gefällt mir persönlich Ursuppe am besten. Wie oben in der Einleitung beschrieben gefällt mir die Idee von Amöben, die mit der ändernden Schwapprichtung der Ursuppe hin und her geschaukelt werden sehr gut. Aber auch das Spielprinzip ist sehr schön und lässt sich rund spielen. Jede Spielphase wird reihum abgehandelt, daher ist jeder Spiel immer wieder recht schnell dran. Eigentlich macht aber die eigene festgelegte Taktik den wirklichen Spielreiz aus. Man muss sich sehr wohl überlegen, welche Genkarten man sich aussucht, da mit dieser Kartenkombination das Überleben und Siegen bestimmt. Dazu ist die begrenzte Anzahl an Genkarten auch mit entscheidend. Schließlich hätte jeder Spieler gerne die Karte „Ersatzkost“, wo man um eine Farbe weniger, aber dafür ein Würfelchen mehr, fressen muss, oder „Genügsam“, wo man einfach einen Nährstoff wenige braucht. Eine sehr gute Strategie ist, viele Amöben immer wieder ins Spiel zu bringen, wo man mit „Sporen“ seine Amöben irgendwo auf das Feld stellen darf bzw. mit „Teilungsrate“ weniger Biopunkte bei der Zellteilung zahlt und „Lebenserwartung“, wo die Amöben einen Schadenspunkt mehr aushalten. Aber es gibt noch unzähligen Kartenkombinationen, die zu einem Sieg führen können. Dazu könnte ich noch lange weiter philosophieren, aber das würde einfach den Rahmen sprengen. Fakt ist, dass wir nach all unseren Spielrunden noch immer nicht alle Kombinationsmöglichkeiten ausgeschöpft haben. Wichtig ist, dass man auch den Ozonwert nicht überschreitet bzw. genug Biopunkte übrig zu hat um die Differenz bezahlen zu können. Auch die Schwapprichtung der Ursuppe neuen Umweltkarte legt den Spielern oft Steine in den Weg, weil man oft nicht passiv in eine bestimmte Richtung getrieben werden möchte. Zum Beispiel gibt es auf dem neuen Feld keine passenden Nährstoffe oder man bleibt auf seinem Feld stehen, weil sich dort die Spielplangrenze befindet. So oder so verliert man einen Lebenspunkt. Daher ist man oft mit dem Würfeln gezwungen aktiv in eine anderen Richtung zu schwimmen. Dafür muss man aber pro Würfelwurf einen Biopunkt ausgeben. Hier kommt das Spielglück am stärksten zur Geltung, weil man immer in die Richtung schwimmt, die auf der Windrose mit den Augenzahlen angegeben ist. Die Würfelzahl für die jeweilige Richtung ist immer gleich: Nach Norden muss eine 2, nach Westen eine 1, nach Osten eine 3, nach Süden eine 4 gewürfelt werden. Bei einer 5 bleibt man immer stehen und bei einer 6 darf man sich die Richtung aussuchen. Die Illustrationen sind im Stil des Verlags entsprechend, wobei der Spielplan etwas bunter gestaltet sein könnte. Ansonsten sind Doris Matthäus Illustration entzückend, die besonders bei den Genkarten zur Geltung kommen. Ursuppe ist von der Idee und seinen taktischen Möglichkeiten sehr lange spielbar. Die begrenzte Spieleranzahl ist durch die Erweiterung Ursuppe Erweiterungssatz: Frisch abgeschmeckt dann auch für 5 und 6 Spieler spielbar. Meiner Meinung nach ist Ursuppe ein tolles Strategiespiel mit einer kleinen Glückskomponente gespickt.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Jörg Domberger | 26.02.2009

Also wir fanden Ursuppe nicht so ursuper. Ziemlich hohes Frustpotential, zieht sich am Ende furchtbar hin, bietet sehr wenig Abwechslung.
So haben wir es empfunden.
lg
Jörg

Sch | 08.09.2010

Super Spiel! Zieht sich auch nicht (finde ich).

Nach einer Weile hat man aber die besten Gen Kombinationen raus...dann kann in Spiel gegen Anfänger schnell unfair werden.

Alles in allen: SUPER!!!

jemand | 01.08.2011

Wirklich gelungenes Spiel!

Dieses Thema, umgesetzt in ein Brettspiel ist erstaunlich.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 36,00 Euro
Erscheinungsjahr: 1997
Grafiker: Doris Matthäus
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan 28 Amöben in 4 Farben und Formen 28 Holzstifte 36 Biopunkte (klein und groß) 28 Schadensperlen 220 Nährstoffe in 4 Farben 4 Setzsteine 30 Genkarten 11 Umweltkarten 2 Würfel 4 Kurzübersichten 1 Spielanleitung

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