Die Säulen von Venedig

Venedig - die bekannte Lagunenstadt in Italien. Alljährlich findet hier der große Karneval statt. Aber wie lange noch? Wird Venedig bald in den Fluten des Ozeans versunken sein? Wie dem auch sei: Venedig wurde einst in der seichten Lagune erbaut, viele Häuser ruhen auf Pfählen die sie über Wasser halten. Mit dem Umstand der Erbauung befasst dich das Spiel Die Säulen von Venedig.

Was benötigt man, um eine Stadt auf Pfählen zu errichten? Natürlich fähige Baumeister. Aber was nützt der beste Baumeister, wenn er keine Baustoffe bekommt? Wir sind also auch auf die Arbeit von Pechtunkern angewiesen; denn unhandeltes Holz würde in kürzester Zeit verrotten. Nun haben wir die Rohstoffe und jemanden, der etwas daraus baut. Haben wir nicht etwas vergessen? Richtig! Wir brauchen ja noch einen Bauplatz. Wir müssen also einen Ratsherren beschwatzen, damit er uns eine Baugenehmigung erteilt.

Die oben genannten sind nur ein paar der in Die Säulen von Venedig vorkommenden Charaktere. Allesamt sind sie in Kartenform vorhanden, die Karten sind unter den Spielern verteilt. Je nach Spielerzahl sind die Charaktere verschieden oft, bei kleinen Spielerzahlen teils gar nicht, im Spiel. Deren Summe ist stets so hoch, dass jeder Spieler fünf Karten auf der Hand hält. Von den fünf Karten wählt jeder eine aus, aufgedeckt wird gleichzeitig. Beginnend beim Startspieler führt jeder seine Aktion aus.

Durch die Pechtunker bringt man Baumaterial (Pfähle) auf den Spielplan, die an den (im vorhinein feststehenden) Verlauf des Canale Grande oder bereits gesetzte Pfähle grenzen müssen. Gesetzte Pfähle kann man durch Pfahlmarker für sich beanspruchen; jedoch bringt man weniger Pfahlmarker als Pfähle ins Spiel. Somit gilt es gut abzuwiegen, wo man seine Spuren hinterlässt. Noch gefinkelter wird es dadurch, dass man seine Pfahlmarker auch auf Pfähle der vorigen Runden setzen darf.

Durch die Ratsherren bekommt man Grundstücke (Stadtteile), deren Form und Größe man wählen kann. Die Baumeister setzen die Grundstücke auf Pfähle, wodurch man Punkte bekommt. Aber nicht nur der Bauherr kann dadurch Gewinne machen, sondern auch eventuelle Besitzer von Pfahlmarkern: Gebaut werden darf nämlich auf allen unbebauten Pfählen, auch wenn ein Mitspieler den Pfahl für sich beansprucht. Natürlich bekommt man eine Abfindung, wenn einem das passiert; und das nicht zu knapp! Die kleinsten Grundstücke bringen zwei Siegpunkte (plus eventuelle Zusatzpunkte für das Aneinanderbauen gleichartiger Felder), während jeder verdrängte Pfahlmarker seinem Besitzer drei Punkte bringt. Weiters kann der Gondoliere am Bau mitnaschen, wenn das Gebäude am Canale Grande entsteht.

Hat jeder seine Aktion ausgeführt, werden die gespielten Karten an die linken Nachbarn weitergereicht. Der Startspieler wechselt, wenn mindestens eine Karte mit dem entsprechenden Symbol gespielt wurde.

Das Spiel endet, sobald der letzte Pfahl auf dem Spielplan sitzt. Übrige Aktionen werden nicht mehr ausgeführt - ein etwas seltsamer Umstand. Wer zu diesem Zeitpunkt die meisten Punke hat, gewinnt das Spiel. Tiebreaker ist keiner vorgesehen. Warum eigentlich? Es würden sich zum Beispiel die Pfahlmarker auf unbebauten Pfählen anbieten, ebenso die noch vor den Spielern liegenden Stadtteile. Ein Unentschieden ist nämlich, nach einer knappen Stunde Spieldauer, unbefriedigend für alle.

Unbefriedigend kann es aber auch bei einem eindeutigen Sieger sein: Nämlich dann, wenn man klar gewonnen oder haushoch verloren hat, ohne einen Grund nennen zu können. Liegt es an den Runden, wo man mit seinen Handkarten nichts anfangen kann? Solche Runden gibt es durchaus, vor allem im Spiel zu zweit oder zu dritt. Der Startspieler hat hier noch den Vorteil, dass er als zusätzliche Aktion eine Handkarte von einem Mitspieler ziehen darf; wobei er natürlich eine andere zurückgeben muss, um das Gleichgewicht zu wahren.

Zu fünft oder sechst wird das Spiel schon ein wenig unplanbar, weil die Spieler die vor einem in der Runde dran sind, die Ausgangssituation drastisch verändern können. Was hilft mir zum Beispiel ein Baumeister, wenn bis zu meinem Zug die anderen alle Bauplätze zugepflastert haben?! Oft sind dadurch ganze Runden verloren - und die Karte natürlich auch. Verlorene Runden können auch entstehen, wenn man auf einer der glücksträchtigen Sonderkarten setzt: Sie bringen eine recht hohe Punktezahl, wenn eine bestimmte Kartenart (Baumeister, Pechtunker,...) in dieser Runde von zumindest einem Spieler ausgewählt wurde; andernfalls geht man leer aus. Andererseits sind genau diese Karten willkommene Lückenfüller, wenn man sonst nichts Brauchbares auf der Hand hält.

Für alle Spielerzahlen gilt, dass man sich in die Lage der Mitspieler hineinversetzen muss um deren Züge zu erahnen. Startspieler zu sein, ist stets hilfreich. Im Zweierspiel kann das durchaus einige Runden andauern, während ab 5 Personen der Wechsel so gut wie jede Runde vollzogen wird. Es gibt also keine Taktik, die bei allen Spielerzahlen zieht. Stets hat man mehrere Optionen, um das Ziel zu erreichen; und das ist gut so. Das Vorbereiten von Bauplätzen, und somit das Kassieren von Punkten für verdrängte Pfahlmarker, ist ebenso ein Mittel wie das Bauen an sich.

Spieletester

02.02.2007

Fazit

Die Säulen von Venedig ist ein prinzipiell schnell erlerntes Spiel, dessen Taktik jedoch einiges an Fingerspitzengefühl und Erfahrung erfordert. Die optimale Spielerzahl sehe ich bei drei bis vier Personen, wer nichts gegen eine Portion Zufall hat kann auch zu fünft oder sechst als Erbauer von Venedig in die Geschichte eingehen.

Ist die Lagune eigentlich stark verschmutzt? Wenn ja, könnten die Autoren ein Faible für Schmutzwasser haben: Im Jahr zuvor haben sie uns nämlich mit dem Spiel Pecunia non olet beglückt, in dem es um das Management öffentlicher Bedürftnisanstalten im alten Rom ging. Aber vielleicht sind sie auch einfach nur Italien-Fans?!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 50 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2006
Verlag: Goldsieber
Grafiker: Christian Fiore
Genre: Glück
Zubehör:

1 Spielplan, 1 Gondel, 60 Pfähle, 48 Stadtteile, 31 Spielkarten, 54 Pfahlmarker, 1 Anleitung

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